Europawahl 2019

400 Millionen Bürgerinnen und Bürger aus den 28 EU-Mitgliedsstaaten hatten vom 23. bis 26. Mai 2019 die Möglichkeit, die 751 Abgeordneten des Europaparlaments direkt zu wählen. Insgesamt nahm im Europäischen Parlament das Gewicht der grünen und liberalen Parteien zu, aber auch die europaskeptischen und einwanderungskritischen Kräfte wurden stärker.

Nach dem vorläufigen Ergebnis in Deutschland blieb die Union aus CDU und CSU weiterhin stärkste Kraft, verlor aber im Vergleich zur Europawahl 2014. Die Grünen erzielten ihr bisher bestes bundesweites Ergebnis und wurden zweitstärkste Kraft. Die SPD fuhr dramatische Verluste ein und lag nur noch auf Platz 3. Die Alternative für Deutschland zog zweistellig in das Europaparlament ein. Während die Linke verlor, gewann die FDP dazu. Außerdem zogen sieben Kleinparteien ins Europaparlament ein, weil es bei der Europawahl in Deutschland keine Prozenthürde gibt.

Die Wahlbeteiligung stieg stark an und lag bei 61,4 Prozent (2014: 48,1 Prozent). Das Endergebnis der Europawahl wurde am 24. Juni vom Bundeswahlleiter bekannt gegeben. 

Auf europäischer Ebene gaben Christ- und Sozialdemokraten Stimmen ab. Beide große Fraktionen verloren quer durch Europa und somit die gemeinsame Mehrheit im Europaparlament, trotz der guten Ergebnisse der Sozialisten in den Niederlanden, in Spanien und Portugal. Erfolge feierten hingegen Liberale und Grüne. Der befürchtete Rechtsruck blieb bei der Europawahl aber aus. In Italien, Frankreich, Ungarn, Polen, Tschechien, Schweden, Slowenien und Deutschland legten die populistischen und europakritischen Parteien zu.

Endergebnis (Bundeswahlleiter)

2019 2014 + / -
CDU/CSU 28,9 35,3 -6,4
GRÜNE 20,5 10,7 +9,8
SPD 15,8 27,3 -11,5
AfD 11 7,1 +3,8
LINKE 5,5 7,4 -1,9
FDP 5,4 3,4 +2
Die PARTEI 2,4 0,6 +1,8
Freie Wähler 2,2 1,5 +0,7
Tierschutz 1,4 1,2 +0,2
ÖDP 1 0,6 +0,4
Familie 0,7 0,7 0
Volt 0,7 0 +0,7
Piraten 0,7 1,4 -0,8
Sonstige 3,8 2,9 +0,9

Endergebnis der Parteien, die mindestens einen Sitz im Europaparlament erreicht haben (Quelle: Bundeswahlleiter). Das Ergebnis für die anderen Parteien finden Sie hier

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Wahlanalyse - Wie hat Deutschland gewählt?

CDU und CSU kamen auf 28,9 Prozent und verloren damit 6,4 Prozentpunkte im Vergleich zur Europawahl 2014. Die Grünen überholten die SPD erstmals bei einer bundesweiten Wahl und kamen auf 20,5 Prozent (+ 9,8 Prozentpunkte). Die SPD kam nur noch auf 15,8 Prozent und verlor gegenüber der letzten Wahl 11,5 Prozentpunkte. Die AfD verbesserte sich auf 11 Prozent (+ 3,8), die Linke verlor leicht und kam auf 5,5 Prozent (-1,9 Prozentpunkte). Die FDP legte auf 5,4 Prozent zu (+2,0 Prozentpunkte). Auf die sonstigen kleinen Parteien entfielen zusammen 13,8 Prozent (+5).

Die Satire-Partei PARTEI (2,4 Prozent) und die Freien Wähler (2,2 Prozent) schafften erneut den Einzug in das Europaparlament. Auch die Tierschutzpartei (1,4 Prozent), die ÖDP (1 Prozent), die Familienpartei (0,7 Prozent), die proeuropäische Parteineugründung VOLT (0,7 Prozent) und die Piraten (0,7 Prozent) sind nun mit jeweils einem Sitz im Europaparlament vertreten.

Die rechtsextreme NPD erhielt 0,2 Prozent der Stimmen und wird im Europaparlament nicht mehr vertreten. Weil die Drei-Prozent-Hürde für die Europawahlen in Deutschland vor den letzten Europawahlen im Jahr 2014 vom Bundesverfassungsgericht gekippt wurde, sind im Europaparlament mehr kleine Parteien aus Deutschland vertreten als im Bundestag. Die Zugangshürden für kleine Parteien sind je nach EU-Mitgliedsstaat unterschiedlich hoch.

Die sogenannte 18-Uhr-Prognose mit den Wahlanalysen beruhte auf Befragungen, die am Wahltag stattfanden. Nach dem Urnengang wurden an zufällig ausgewählten Wahllokalen zufällig ausgewählte Wählerinnen von Umfrageinstituten gefragt, welche Partei sie gewählt haben. Zudem wurden auch andere Eigenschaften der Personen wie Alter, Geschlecht, Berufsbildung und Wahlverhalten bei der letzten Wahl abgefragt. So konnte beispielsweise analysiert werden, welche Wählerwanderungen stattgefunden haben, wie die Altersgruppen wählten oder welche Bevölkerungsschichten besonders häufig für eine bestimmte Partei stimmten.

Grafik Wahlsieger nach Bundesländern

Wie wählten die Altersgruppen in Deutschland?

Die Grünen gingen in Deutschland als Gewinner aus dem Europawahlkampf hervor. Das hatten sie vor allem jungen Wählerinnen und Wählern zu verdanken. Bei den 18- bis 29-Jährigen waren die Grünen mit 29 Prozent die beliebteste Partei. Die Christdemokraten verloren in dieser Altersgruppe dahingegen deutlich an Stimmen. Nur 13 Prozent der jungen Erwachsenen waren von der Union überzeugt. Für die Sozialdemokraten sah es sogar noch schlechter aus. Von den unter Dreißigjährigen gaben nur neun Prozent ihre Stimme für die SPD ab.

Doch nicht nur bei der Jugend spielte Klimapolitik eine große Rolle. Die Grünen lagen mit 25 Prozent auch bei Wählerinnen und Wählern unter 60 Jahren noch vor der CDU. Erst bei der Generation der über 60-jährigen konnte die Union mit 39 Prozent wieder punkten. Die Grünen blieben bei den Älteren mit 13 Prozent dahingegen schwach.

Die AfD war bei den unter Dreißigjährigen mit sieben Prozent weniger stark vertreten. Vor allem Männer mittleren Alters gaben ihre Stimme für die AfD ab. (Quelle: Infratest dimap für die ARD)

Wählerwanderung in Deutschland

Als Grund für den Stimmeneinbruch bei SPD und CDU galten die Faktoren Parteiansehen, Regierungsarbeit, Sachkompetenz und Spitzenpersonal. Zudem wurden die beiden Vorsitzenden der Parteien größtenteils negativ bewertet. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Andrea Nahles (SPD) wurden von nur 22 Prozent beziehungsweise 16 Prozent der Befragten als hilfreich für das Abschneiden Ihrer Parteien bewertet. EinerBefragung der Forschungsgruppe Wahlen zufolge sah der Großteil der Bürgerinnen und Bürger die Kompetenzen im Bereich des Klimaschutzes eindeutig bei den Grünen. Mittlerweile standen die Grünen für eine „moderne, bürgerliche Politik“ und profitierten von ehemaligen SPD- und CDU-Wählerinnen und -Wählern.

Trotz nationalen Themen beim Europawahlkampf stieg das Interesse an Europapolitik. 41 Prozent der Befragten gaben bei der Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen an, dass sich die Bundesregierung zu wenig für ein starkes Europa einsetze. Die Volksparteien verloren an Zustimmung, die die Wählerinnern und Wähler vermehrt bei den Grünen suchten. 

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Sitzverteilung der 96 deutschen Abgeordneten im EU-Parlament

(Endergebnis, Bundeswahlleiter)

Diese 96 Kandidatinnen und Kandidaten wurden gewählt (Bundeswahlleiter)

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Wahlbeteiligung in Deutschland stieg stark an

Während die Beteiligung bei den Europawahlen in Deutschland zwischen 1989 und 2004 von 62,3 Prozent auf nur noch 43 Prozent gefallen war, stieg sie seitdem an. 2014 stimmten in Deutschland wieder 48,1 Prozent aller Wählerinnen und Wähler ab und bei der Europawahl 2019 sogar 61,4 Prozent.

Welche Themen für die Mobilisierung eine besonders große Rolle spielten, zeigten Auswertungen der ARD-Vorwahlumfrage. 48 Prozent der Befragten gaben an, dass Umwelt- und Klimaschutz ein wichtiges Thema für ihre Wahlentscheidung gewesen sei. Beim Thema „soziale Sicherheit“ waren es 43 Prozent, beim Thema „Friedenssicherung“ 35 Prozent und beim Thema „Zuwanderung“ 25 Prozent. 

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Stimmen zur Europawahl

„Die schönste Nachricht des heutigen Tages ist: Die europäische Demokratie lebt.“
Manfred Weber, nationaler und europäischer Spitzenkandidat der christlich-konservativen Parteienfamilie EVP

Ich habe echt alles gegeben, was ich konnte, mehr ging nicht.
Katharina Barley, Spitzenkandidatin der SPD

Das ist ein Sunday for Future.
Grünen-Spitzenkandidat Sven Giegold

Die Parteien rechts der EVP haben europaweit gewonnen. Wir erleben in der EU überall einen Niedergang der ehemaligen Volksparteien.
Jörg Meuthen, Spitzenkandidat der AfD

Jetzt ist erstmal zu konstatieren, dass die große Koalition sowohl hier in Berlin verloren hat, als auch die große Koalition in Brüssel. Das war unser Ziel.
Nicola Beer, Spitzenkandidatin der Liberalen

Wir sind nicht zufrieden mit dem Ergebnis.
Linke-Spitzenkandidat Martin Schirdewan

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EU-kritische Parteien

Vor der Europawahl 2019 nahmen viele an, dass EU-kritische Parteien im zukünftigen Europaparlament stark an Gewicht gewinnen könnten. Trat das tatsächlich ein? Die Ergebnisse zeigten, dass EU-kritischen Parteien abgesehen von Italien und Frankreich weniger starke Erfolge verbuchten als zuvor vermutet.

In Deutschland erhielt die AfD 3,9 Prozentpunkte mehr als noch 2014 und kam damit auf 11,0 Prozent. Damit bekam die AfD elf Sitze im Europaparlament. In Österreich hingegen war die FPÖ geschwächt und kam auf ein Ergebnis von 17,2 Prozent (-2,5 Prozentpunkte). Damit verlor die FPÖ einen Sitz im Europaparlament und kam fortan nur noch auf drei  Sitze. In Frankreich erlebte die Partei Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) zwar leichte Verluste im Vergleich zu 2014 und kam auf ein Ergebnis von 23,3 Prozent (-1,6 Prozentpunkte), lag aber noch vor der Regierungspartei La République en Marche (LREM) von Staatschef Emmanuel Macron. In Italien konnte die Partei Lega Nord deutlich Stimmen gewinnen und kam auf ein Ergebnis von 34,3 Prozent (+28,1 Prozentpunkte). Damit hat die Partei 28 Sitze im Europaparlament.

Da sich die EU-kritischen Parteien im Europaparlament bislang auf mehrere Fraktionen verteilten, wollten Politiker wie der italienische Innenminister und Lega-Nord-Vorsitzende Matteo Salvini und der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen nach der Europawahl eine neue Fraktion gründen. Diese Fraktion kam schließlich unter dem Namen „ID - Fraktion Identität und Demokratie“ zustande.

Wahlergebnis in den EU-Staaten

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EU-Parlament: Ergebnisse Sitzverteilung

  • EVP - Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten)
  • S&D - Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament
  • ALDE&R - Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa + Renaissance + USR PLUS
  • Grüne/EFA - Fraktion der Grünen / Freie Europäische Allianz
  • EKR - Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer
  • ENF - Fraktion Europa der Nationen und der Freiheit (In der Wahlperiode 2014-2019 waren viele dieser Abgeordneten noch als Fraktionslos gelistet)
  • EFDD - Fraktion Europa der Freiheit und der direkten Demokratie
  • GUE/NGL - Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke
  • NI - Fraktionslos
  • Sonstige - Neue Mitglieder, die keiner Fraktion des scheidenden Parlaments angehören

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